Das Fort Stern

Autor: Dr.-Ing. Bernhard Mai

Das Fort Stern, anfänglich auch als Fort Berge bezeichnet, wurde zwischen 1722 und 1740 auf einem sternförmigen Grundriss von dem in Magdeburg ansässigen Festungsbaumeister und Mitautor der altpreußischen Festungsbauweise (Manier) Gerhard Cornelius von Walrave (1692-1773), der 1740 zum Generalinspektor aller brandenburg-preußischen Festungen ernannt wurde, südlich der Festung errichtet. Es hatte die Südfront der Festung ausreichend gegen einen „förmlichen“, d.h. systematischen Angriff, zu sichern. Der „Stern“ befand sich zwischen dem heutigen Kloster-Berge-Garten und dem Hasselbachplatz am Ende der Hegelstraße. Die „Sternstraße“ und die „Sternbrücke“ erinnern mit ihren Namen noch heute an diese Festungsanlage.

Übrigens wurde Walrave von 1748 bis zu seinem Tod in seinem Meisterwerk der Festungsbaukunst gefangen gehalten. Friedrich d. Gr. verhinderte dadurch, dass seine Kenntnisse über die brandenburg-preußischen Festungen seine Gegner sich gegebenenfalls zu Nutze machen konnten. Neidvoll betrachtete der Offizier, Abenteurer und Schriftsteller Friedrich Freiherr von der Trenck (1726-1794), der mehrere Jahre im Fort Stern gefangen gehalten wurde, die bevorzugten Haftbedingungen Walraves.

Wallrave konzipierte die Festungen als Zusammenfassung von Werkgruppen. In Magdeburg waren das neben der Altstadt die Friedrichstadt, die Zitadelle und das Fort Stern. Das Fort entsprach in seiner Verteidigungsstärke nicht nur einer starken Zitadelle, sondern war auch ein Novum in der Befestigungsgeschichte. Es wurde als geschlossenes, vierstrahliges, regelmäßiges Sternwerk konzipiert. Die spitzwinklig aufeinander treffenden Wallkörper, die Tenaillen, konnten sowohl als Flanken als auch als Facen wirken, d.h. von ihnen aus konnte nicht nur das Vorfeld bestrichen werden, sondern die gegenüberliegenden Fronten des Forts konnten sich gegenseitig Feuerschutz geben.

Das feldseitige Vorfeld des Forts, das Glacis, war unterminiert, um es bei Annäherung der Angreifer in die Luft sprengen zu können. Es bestand aus einem doppelten Wall-Graben-System. Ein zusätzlicher Wassergraben war elbseitig vorgelagert. Die beiden umlaufenden Trockengräben waren vom jeweiligen Wall begrenzt. Das Herzstück des Forts bildete der Donjon, ein Innenhof, und die ihn begrenzenden Kasematten. Sie waren weiträumig, zweietagig und mit Erde abgedeckt. In den Donjon gelangte man über die Gräben hinweg durch Tunnel, die Wallpoternen. Der äußere Eingang war durch das schmuckvolle Sterntor geziert, das dem sonst nur durch seine Wälle in Erscheinung tretende Bauwerk einen besonderen Akzent verlieh.

Um 1870 wurde das Fort umgebaut. Der Anlass dafür war der Neubau der Süd- und Westfront der Festung. Während alle übrigen aus dem 18. Jahrhundert überkommenen Festungswerke eingeebnet wurden, wurde das Fort Stern in sie einbezogen. Dabei wurde sein nördlicher, also der stadtseitige Teil erheblich verändert, weil auf seinem Gelände das Kavalier II entstand, durch dessen Poterne man nun in das Innere gelangte. Den neuen Eingang zierte fortan das dorthin versetzte Sterntor.

Das Fort war zusammen mit dem Kavalier II das Herzstück der neuen Südfront und schützte sowohl die Eisenbahntore am Elbbahnhof als auch das westlich vom ihm befindliche Buckauer Straßentor. Nach Osten und Westen führten Ausfalltore aus ihm hinaus. Das Fort hatte insbesondere die Aufgabe einer besonders starken Vorschanze, also eines Ravelins, zu erfüllen.

1903 erwarb der Magistrat das Südfrontgelände mit dem Fort Stern und ebnete es trotz des Widerspruchs des Landeskonservators restlos ein, so dass nichts mehr an die alte Militäranlage erinnert.